Paternalismus

Paternalismus bezeichnet ein Verhalten, bei dem eine Person zum (vermeintlichen) Wohl einer anderen handelt, ohne deren Einwilligung oder Selbstbestimmung zu achten. In dem Glauben, es besser zu wissen, trifft sie Entscheidungen über deren Leben, schränkt Freiheiten ein oder enthält Informationen vor – meist mit dem Anspruch, fürsorglich, schützend oder liebend zu handeln. Der Begriff leitet sich vom lateinischen pater („Vater“) ab und beschreibt ein bevormundendes Verhalten, das an eine übermächtige Elternrolle erinnert.


Literarische Einordnung

In der Romance-Literatur ist Paternalismus weit verbreitet und wird oft romantisiert: Vor allem männliche Figuren mit Macht oder Einfluss (etwa CEOs, Soldaten, Vampire, Mafia-Bosse) handeln vermeintlich „für das Beste“ der weiblichen Hauptfigur – ohne deren Perspektive ernst zu nehmen. Dieses Verhalten wird häufig als liebevoll, stark oder schützend inszeniert, obwohl es reale Machtgefälle und Übergriffigkeit reproduziert.

Trotz feministischer Gegenbewegungen bleibt der paternalistische Held ein beliebter Archetyp in vielen Romance-Subgenres, etwa in Dark Romance, Billionaire oder Military Romance. Gleichberechtigte, dialogorientierte Partnerschaften bilden derzeit eher die Ausnahme als die Regel. Eine kritische Auseinandersetzung mit Paternalismus hilft dabei, romantisierte Dominanz in Geschichten besser einzuordnen und beim Lesen die eigenen Wohlfühlgrenzen bewusst wahrzunehmen.

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