Transkript des Interviews mit Andrea Benesch, Lektorin
Jennifer Rolle (LustLektüre) (00:22)
da sind wir wieder mit einer neuen Folge des Lust Lektüre Vodcasts. Bevor wir starten noch ein kleines Thema in eigener Sache. Wenn du möchtest, dass dieser Podcast weitergeführt wird, hinterlass doch gerne eine Bewertung, abonniere den Kanal oder teile ihn auch mit anderen. Aber nun zu unserem eigentlichen Thema. Ich habe heute Andrea Benesch zu Gast, eine Lektorin. Erst mal Hallo Andrea.
Andrea (00:48)
Hallo!
Jennifer Rolle (LustLektüre) (00:49)
Schön, dass du da bist. Andrea war so lieb und hat sich mit mir mal getroffen Ende letzten Jahres, als ich noch so in den Anfängen war, in den Planungen für meine eigene Rezensionsplattform und auf diesem Weg hatte ich mich so bisschen umgetan, wie andere das so machen und bin auf Andreas Rezensionsplattform gestoßen. Feder und Eselsohr.
die ganz toll ist und wo auch schon ganz ganz viele Bücher drauf sind. Und ich hab sie dann einfach mal angeschrieben und gefragt, ob sie Lust hätte, sich mit mir zu treffen und bisschen so für mich an ihren Erfahrungen teilhaben zu lassen. Und das hat sie getan und ich hab ganz viel daraus mitgenommen. Und freue mich jetzt riesig, dass du, Andrea, Weg hierher in den Vodcast gefunden hast und mit uns ein bisschen sprechen magst über das Thema
Lektorat, lektorieren. Du bist nämlich auch viel im Romance-Genre unterwegs und lektorierst, rezensierst, korrigierst auch ganz viel Romances. Und da bin ich heute riesig gespannt drauf, bisschen von dir zu hören, wie das eigentlich alles so funktioniert. Du bist aber auch Übersetzerin nebenbei und ja, vielleicht magst noch ein paar ergänzter Worte zu dir sagen. Was muss man noch über dich wissen?
Andrea (02:07)
Ich glaube, das Wichtigste, was man über mich wissen muss, ist, dass ich eine Quereinsteigerin bin. Also ich bin damals zum Bloggen gekommen, als ich kurz vor einem Burnout stand und habe dann angefangen, ich habe mich rückbesinnt darauf, was mir zuletzt Spaß gemacht hat und das war das Rezensieren. Und dann habe ich angefangen wieder zu rezensieren mit meinem Blog dann auch und darüber bin ich dann zum Testlesen gekommen, habe Autoren kennengelernt und darüber bin ich dann Lektorin geworden.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (02:36)
Mhm.
Andrea (02:37)
Bei mir hat sich alles dann aus dem Rezensieren heraus so gefügt.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (02:41)
Aber du hast auch, glaube ich, hast mir damals erzählt, Germanistik studiert. Also es ist nicht ganz, dass du so komplette Quereinsteigerin bist.
Andrea (02:50)
Nee,
nee, ich hab Geschichte und Germanistik studiert, Geschichte war mein Hauptfach, Germanistik mein Nebenfach. Und damals war es nicht so einfach, da zwei Hauptfächer zu nehmen, deswegen konnte ich das leider nicht beides als Hauptfach nehmen, aber ich hätte es gern gemacht. Aber ich war total auf der Schiene Geschichte, total. dann aber irgendwie bin ich dann mehr so in Richtung Lektorat gerutscht und irgendwann plötzlich war ich selbstständig.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (03:17)
wie es manchmal so läuft. Ich meine, das ist doch eigentlich die schönste Art und Weise, wie man so einen Karriereweg macht. Es ist nicht erzwungen, es passiert einfach so und wächst organisch und vor allem nach den eigenen Visionen, der eigenen Mission, der eigenen Wünsche, der eigenen Bedürfnisse. Und insofern ist der Weg doch eigentlich wundervoll, wie er sich bei dir so entwickelt hat.
Andrea (03:41)
Ja, also für mich war das ein Geschenk. Also ich hätte keinen besseren Job für mich finden können. Und auch wie er sich eben weiterentwickelt hat, vom Lektorieren dann weiter zum Übersetzen. Ich arbeite auch im Moment sehr viel mit Hörbüchern. Korrektur hören, nenne ich das. Also es ergibt sich immer irgendwas und es wird immer mehr und immer weiter. es findet sich immer was Neues. Und das liebe ich irgendwo an dem Job.
Also ich habe meine Nische und ich finde immer noch mal eine neue Nische und es wird nicht langweilig. Es bleibt spannend, es bleibt interessant, es bleibt schön.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (04:14)
Mhm.
Aber wir wollen uns heute auf das Thema Lektorieren konzentrieren, neben den ganzen vielen anderen Tätigkeiten mal zu versuchen, ein bisschen griffiger hinzubekommen, zu erklären, was macht eigentlich so eine Lektorin. Vielleicht können wir damit mal einsteigen, dass du mal das grob versuchst zu erklären, was der Job einer Lektorin ist.
Andrea (04:41)
Im Prinzip als Lektorin bin ich dazu da, die Geschichte in eine Form zu bringen, dass sie den Leser mitnimmt. Viele Autoren haben das Problem, dass sie zu sehr drin sind in ihrer eigenen Geschichte und das große Ganze nicht mehr sehen, dass der rote Faden irgendwann verloren geht oder dass die Charaktere sich plötzlich ganz anders verhalten. Sie wissen, wo sie hin wollen, aber sie wissen manchmal nicht, wie sie dahin kommen. Und da bin ich dann da.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (04:55)
Mhm.
Mhm.
Mhm.
Mhm. Okay.
Andrea (05:11)
Dieses andere Paar Augen, das drüber guckt und das dann so Problemstellen findet, das hilft, diese Glatt zu bügeln oder manchmal auch Ideen einbringt, wie man was vielleicht noch anders machen könnte. Aber das Wichtigste ist, es ist eine Partnerschaft. Also ich bin die helfende Hand, aber der Autor entscheidet. Es ist sein Buch, seine Geschichte.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (05:19)
Mhm. Mhm.
also viele Autoren danken ja zum Beispiel auch in ihren Büchern hinten dran, ihren Testleserinnen und da habe ich mich gefragt, was ist da der Unterschied zu einer Lektorin?
Andrea (05:44)
Testleser sind nicht vom Fach. Testleser sind ganz normale Leser, die auch oft Rezensionen dann schreiben, später, wenn das Buch mal fertig ist. Die geben dem Autor Feedback. Viele Verlage nennen die auch zum Beispiel Beta-Leser. Also das sind ganz normale Leute, die das Buch vor allen anderen zu lesen bekommen und die dann ihr Feedback geben. Und dieses Feedback wird dann vom Autor aufgenommen und eingearbeitet. Aber es sind halt eben normale Leser. Und ich bin als Lektorin
Jennifer Rolle (LustLektüre) (05:47)
Mhm.
Mhm.
Mhm.
Mhm.
Mhm.
Andrea (06:13)
Das schon eine andere Hausnummer, sage ich jetzt mal. Und es ist auch immer so bisschen das Problem, viele Autoren glauben auch, dass Testleser allein reichen. Bei manchen Autoren reicht das auch, aber nicht bei allen. Also dieses Fachwissen, bei uns als Lektorin auch noch mal reinkommt, wie man manche Sachen vielleicht gestalten kann, das fehlt an Testlesern. Aber ich finde Testleser sehr toll und sehr praktisch. Also ich empfehle auch immer, nehmt Testleser.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (06:22)
Mhm.
Das heißt, geben ihr Feedback ein bisschen weniger ausführlich ist da der Unterschied zu sehen, dass das weniger ausführlich, weniger detailliert ist?
Andrea (06:51)
Also man kann sich das so vorstellen, wenn der Text vom Lektor zurückkommt, ist er ziemlich rot. Wir arbeiten dann mit der Änderung und Verfolgenfunktion von Word und es ist ziemlich rot. Es sind ziemlich viele Kommentare, es ist ziemlich viel Eingriff in den Text. Testleser geben halt Feedback. Also die sagen halt zum Beispiel, dass sie die und die Wendung vielleicht nicht so toll finden oder dass sie da und da den Charakter nicht mehr spüren konnten oder irgendwas in der Richtung. Also die geben schon auch teilweise sehr detailliertes Feedback. Manche Autoren arbeiten auch mit einem Fragebogen.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (06:57)
Mhm. Mhm. Okay. Ja. Verstehe. Mhm.
Mhm. Mhm.
Mhm, mhm,
Mhm. Mhm.
Andrea (07:20)
Es ist immer unterschiedlich,
aber es ist schon qualitativ ein großer Unterschied bei uns Lektoren, reicht manchmal auch zum Beispiel nur ein Wort umstellen. Und der Satz klingt ganz anders. Also wir greifen in den Text ein, Testleser in der Regel nicht.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (07:29)
Mhm. Mhm. Mhm. Mhm.
Hast du dafür noch irgendeine Art von Zusatzausbildung gemacht oder hat dir da das Germanistikstudium gereicht?
Andrea (07:44)
Also man lernt im Germanistikstudium eben sehr viel über Sprache, über Sprachgefühl. Und das allein hilft schon sehr. Man lernt ja auch Literaturanalyse und dergleichen. Aber als Lektor muss man sich auch immer wieder fortbilden. Also ich bin beim VfL zum Beispiel, da werden sehr viele Fortbildungen angeboten und da lerne ich auch konstant immer mehr dazu. Auch weil ich das möchte und weil ich finde, dass es wichtig ist. Es gibt auch
Jennifer Rolle (LustLektüre) (08:05)
Mhm. Mhm.
Andrea (08:10)
einige Stellen, die sogenannte Lektorenausbildungen anbieten, wobei das nicht alles meiner Meinung nach ganz so koscher ist, aber das ist wieder ein anderes Thema. man kann auch zum Beispiel bei der Akademie für Medien Fortbildungen für Lektoren besuchen, sich da ausbilden lassen über diese Fortbildungen. Sowas habe ich jetzt nicht gemacht. habe es halt aus der Praxis heraus quasi als Leser dann mich weiterentwickelt und das Studium mit dazugenommen.
und mich irgendwie in eine Lektorin verwandelt unterwegs.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (08:44)
Und wenn jetzt so eine Autorin auf einen zukommt, kann das auch passieren, dass man irgendwie nicht harmoniert miteinander? dass da irgendwie nicht die Ansichten stimmig sind und man da irgendwie in keine Zusammenarbeit kommt? Also was muss passen eigentlich zwischen einer Lektorin und einer Autorin?
Andrea (09:02)
muss klicken. es kann sein, deswegen gibt es zum Beispiel auch das Probelektorat, wo man die ersten paar Seiten durchgeht oder ein paar Seiten vom Roman und einfach mal so lektoriert, wie man es immer macht. Man muss gucken, ob der eigene Stil zum Autor passt. Es gibt Autoren, die wollen zum Beispiel nicht, dass man in den Text sehr stark eingreift. Die wollen eher Kommentare, wo man dann sagt, schreib das doch mal in die Richtung oder überleg doch mal, ob du es da anders machen kannst. Andere sind sehr dankbar, wenn man in den Text eingreift.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (09:15)
Mhm. Mhm.
Mhm. Mhm.
Mhm.
Andrea (09:32)
Es ist halt immer unterschiedlich. Es muss halt der eigene Stil zum Autor passen. Wie der Autor einen eigenen Stil hat auch der Lektor einen eigenen Stil. Man passt sich zwar bei den Eingriffen an den Autor an, dass es nach dem Autor klingt, aber es muss halt einfach auch der Autor damit umgehen können. Genauso gibt es auch Autoren, die zum Beispiel mit Kritik Probleme die sich davon sehr stark angegriffen fühlen. Dann passt das auch nicht. Also man muss halt da wirklich gucken.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (09:39)
Mhm. Mhm.
Hmm.
Mhm. Mhm.
Andrea (10:00)
dass man harmoniert, damit es auch produktiv eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe wird.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (10:04)
Ich stelle mich gar nicht so einfach vor, eigenen Stil anzupassen an den einer Autorin. Das heißt, es klingt so, als ob die Manuskripte, die du bekommst, in sehr unterschiedlichen Zustand sind. Du sagst, du gibst Autorinnen und Autoren, die brauchen vielleicht nur ein Korrektorat, während andere, alles rot zurück, wenn du erst mal drüber gegangen bist.
Andrea (10:30)
Ja, also das ist auch normal. Die wenigsten Autoren, wenn sie anfangen, wissen, in welchem Zustand ihr Text ist. Ich habe schon Rohfassungen bekommen, wo ich gesagt habe, du, also das macht so noch keinen Sinn. Dann musst du noch mal ran. Ich biete auch zum Beispiel Testlesen an, wobei das bei mir dann schon mit dem Lektorenauge ist, sage ich jetzt mal. Aber das ist für viele Autoren, zum Beispiel am Anfang gar nicht wissen, ist mein Text schon bereit für ein Lektorat.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (10:43)
Mhm, mhm.
Mh.
Andrea (10:59)
eine sehr gute Möglichkeit, zu gucken, erst das Feedback einholen von einem Lektor, wie sieht es überhaupt aus? Ist das schon so weit oder habe ich noch größere Logiklücken? Das ist auch immer so eine Sache, wenn man Logiklücken findet, das tut mir immer so leid. Aber es kommt halt leider öfter vor.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (11:05)
Mhm.
Das kann ich bestätigen. Auch bei schon herausgebrachten Büchern gibt es immer mal wieder kleinere Logikbrüche. Das heißt, wenn du jetzt dir so einen Text anguckst, worauf achtest du da ganz besonders? Vielleicht können wir das auch aufs Romans-Genre insbesondere mal Münzen, das ja auch seine Spezialitäten hat. Was sind so die Dinge?
Andrea (11:26)
Ja.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (11:45)
die du dir vornimmst, auf die du besonders achtest oder die sich in deinem Kopf so abspulen, wo du sagst, okay, das check, das check, was sind das so für Themen?
Andrea (11:56)
Ganz wichtig ist auf jeden Fall die Charakterentwicklung. Also die Charaktere müssen glaubwürdig sein, ihre Entwicklung muss glaubwürdig sein. Genauso auch der rote Faden, der muss vorhanden sein. Oder was auch wichtig ist, Konflikte. Es gibt keinen Roman ohne Konflikte. Aber die Konflikte sind oft ein sehr großer Knackpunkt. Die müssen glaubwürdig aufgebaut, aber auch glaubwürdig wieder aufgelöst werden. Und gerade im Romance-Bereich, da gibt es auch immer so sehr beliebte Tropes. Zum Beispiel Enemies to Lovers.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (11:59)
Mhm.
Mhm. Mhm.
Mhm.
Mhm. Mhm.
Andrea (12:27)
wo aber viele gerne über das Ziel hinausschießen. Also ich sag's mal so, wenn ich den Typen von Herzen verabscheue, dann glaub ich nicht, dass sie sich irgendwann in den verliebt. Also das sind dann auch so Punkte. Genau so ein Konflikt darf nicht so verfahren sein, dass man ihn nicht mehr auflösen kann. Oder ja, auch gerade bei Liebesromanen ist es so wichtig, dass man sich mit den Charakteren zusammen verliebt. Da ist es wichtig, dass man die...
Jennifer Rolle (LustLektüre) (12:39)
Mhm.
Mhm.
Andrea (12:53)
die schönen Seiten und auch die negativen Seiten von beiden Charakteren zu sehen bekommt, aber sie trotzdem mag. Man muss da richtig einsinken in so ein Liebesroman und mit beiden Mitfiebern und es muss sich einfach so ein bisschen wie ein zu Hause anfühlen das Buch. Und für mich als Lektorin ist es auch besonders wichtig, dass man dafür sorgt, dass die Charaktere sich wie echte Menschen anfühlen. Weil wenn ein Charakter nicht tief genug ist,
Jennifer Rolle (LustLektüre) (12:59)
Mhm.
Mhm.
Andrea (13:22)
dann fühlt man ihn auch nicht.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (13:23)
Das scheint mir ein sehr verbreitetes, ich weiß nicht, ob es ein Problem ist, aber es ist doch ganz häufig so, dass man ein Buch gelesen hat und man könnte hinterher gar nicht die Charaktere wirklich greifen. Es war eine spannende Handlung, es hat einen mitgenommen irgendwo, aber dass so ein richtiger Typ dabei herausgearbeitet worden wäre, wo man genau vorhersagen könnte, wie die sich in anderen Situationen verhalten.
finde ich relativ selten in Büchern, muss ich sagen.
Andrea (13:57)
Wobei man auch bei Typen wieder aufpassen muss, dass man nicht zu Stereotyp wird. Es ist ein schmaler Grad. Es ist schwierig. Es ist nicht einfach. Deswegen braucht man auch zum Beispiel Lektoren und deswegen entwickeln sich ja auch Autoren jedes Mal weiter mit jedem Buch. Man lernt einfach auch dazu. Und es ist schwierig. Es ist wirklich nicht leicht. Aber man muss auch den Mut finden, seine Charaktere Eigenarten entwickeln zu lassen.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (14:00)
Ja, absolut, absolut.
Mhm.
Mhm. Mhm.
Andrea (14:25)
Also wenn jetzt jeder Charakter immer gleich wäre und immer gleich handeln würde, das wäre auch langweilig. Weil sie brauchen auch Schwächen.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (14:27)
Absolut.
Absolut. Absolut. Und das heißt, angenommen du erkennst jetzt, der Konflikt, der fehlt noch irgendwo ein Stück weit in dem Buch, was dem Ganzen dann auch Spannung gibt. Wie tief gehst du da rein? Machst du richtig Vorschläge auch zum Plot, zur Handlung oder sagst du einfach nur, das fehlt noch, das musst du machen? Da musst du nochmal drüber nachdenken.
Andrea (14:56)
Also vom Typ her bin ich eine sehr kommunikative Lektorin. Also ich gehe gerne sehr tief rein ins Buch. Ich mache auch sehr gerne sehr, sehr viele Vorschläge und bei mir kommt es immer sehr, rot zurück. Und da soll ich auch immer keine Angst haben. Das heißt nicht, dass das Buch schlecht ist. Das heißt einfach nur, dass ich viele Ideen hatte. es ist einfach bei mir, ich gehe gerne sehr tief rein, weil ich auch trotz meines Lektorenauges, sage ich immer, auch noch immer Leserin bin.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (15:13)
Mhm.
Andrea (15:23)
Und auch dann immer noch sagen, also ich persönlich würde das jetzt so und so machen. Als Lektorin sehe ich, es funktioniert, aber ich persönlich wäre jetzt der Meinung, die Geschichte würde von dem und von dem noch profitieren. Also ich mache schon sehr viele Vorschläge und ich gehe manchmal auch tief rein. Ich mache auch teilweise sehr tiefgreifende Veränderungsvorschläge. Das kann auch passieren. Also was ich zum Beispiel auch sehr oft mache, ist, dass ich noch was humoristischeres vorschlage.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (15:43)
Mhm.
Mhm.
Andrea (15:52)
Weil vielen Autoren fehlt so bisschen der Humor im Buch. Also ich hab halt festgestellt, wenn man den Leser auch so ein kleines bisschen zum Lachen bringt und wenn es nur ein bisschen ist, das hilft. Wenn es nicht immer nur dramatisch ist, nicht immer nur, es geht um die ganz große Liebe und vielleicht klappt es ja doch nicht mit den beiden, sondern wenn es auch zwischendrin mal witzig wird. Und sei es jetzt nur ein Unfall, dass einer irgendwie, keine Ahnung, gestolpert und fast in der Pfütze landet und irgendwie sowas oder das.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (16:04)
Mhm.
Andrea (16:21)
ein Haustier sich irgendwie unangenehm benimmt oder dass das Haustier irgendwelche Ideen bekommt. Es gibt so viele Möglichkeiten, eine Geschichte so ein bisschen aufzulockern. Natürlich darf auch die Szene nicht komplett überflüssig sein, nur das Buch einfach nur verlängern. Das merken die Leser auch sofort, wenn da nur Seiten geschindet werden sollten. Aber solche humoristischen Szenen helfen oft dabei, dem Charakter Tiefe zu verleihen.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (16:37)
Ja,
Mhm.
Und jetzt sagst du schon noch, dass eine so als Lektorin professionelle Meinung ja funktioniert, persönliche Meinung, man könnte das und das noch. Ist das nicht ziemlich schwierig dazwischen zu unterscheiden zwischen persönlichem Geschmack und objektiver Qualität?
Andrea (17:05)
Ja, weil die persönliche Meinung, der persönliche Geschmack immer mit reinkommt. Das kann man nicht verhindern, man ist ein Mensch. Aber als Lektorin weiß ich halt auch, wie die Buchwelt funktioniert. Wie jetzt bestimmte Tropes funktionieren, wie der Aufbau von Geschichten funktioniert. Ich weiß auch ganz genau, dass manche Sachen sein müssen. Auch wenn ich sie persönlich vielleicht nicht mag. Das gehört einfach dazu. Dann kriegt man halt von mir vielleicht noch so einen Kommentar, du sagst es so nach dem Motto ne...
Jennifer Rolle (LustLektüre) (17:19)
Mhm.
Mhm. Mhm.
Andrea (17:33)
Ich wünschte es müsste nicht sein, aber ich weiß genau, dass es sein muss. Es gibt auch Autoren, die vor mir dann Kommentare bekommen, wo ich ihnen dann wirklich sauer bin, weil sie da was wirklich Gemeines gemacht haben und ich dann wirklich heulen musste. Aber das gehört alles zum Job dazu.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (17:53)
Wenn du dich so reingräbst in so ein Buch, verliert man da nicht selbst relativ schnell den Abstand dazu. Ich habe jetzt gerade an einer Leserunde teilgenommen, wo die Autorin in sehr kleine Abschnitte aufgeteilt hat. Also es waren immer so, keine Ahnung, 30 Seiten oder so, die man gelesen hat und dann Feedback geben sollte.
Hinten dran wird ja dann erwartet, dass man auch eine Rezension schreibt, eine ganzheitliche. Ich muss gestehen, mir ist das total schwer gefallen. Ich brauchte erst mal ein paar Tage und musste das alles liegen lassen und sacken lassen, weil mir total der Überblick gefehlt hat und ich gar nicht mehr in der Lage war, die Geschichte ganzheitlich mir anzugucken und ganzheitlich zu verstehen und ein ganzheitliches Gefühl für diese Geschichte zu entwickeln, weil ich so detailliert reingegangen war in die einzelnen Kapitel. Und wie ist das bei dir?
Andrea (18:48)
Das ist Teil des Jobs, das lernt man. Also man lernt im Prinzip trotz des detaillierten Inhalts nicht den Überblick zu verlieren. Ich mache mir auch teilweise Notizen, manchmal auch mehr Notizen, gerade wenn es jetzt eine komplexere Geschichte ist. Bei Thrillern zum Beispiel ist das ganz wichtig, dass man sich aufschreibt wann taucht jetzt zum Beispiel der Bösewicht das erste Mal auf oder wo ist welcher Hinweis, dass man eben aufpasst, dass es nicht zu schnell zu erraten ist. Das ist bei mir nämlich als Leserin immer das ganz große Problem.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (19:07)
mhm.
Mhm.
Mhm.
Andrea (19:18)
weil ich einfach schon zu viele lektoriert habe und dadurch viele Kunstgriffe sofort erkenne und mir dann immer denke... Das ist jetzt aber...
Also das ist bei manchen Autoren, lese ich jetzt auch schon gar nicht mehr, weil ich es viel zu früh erkenne. Also wenn ich nach 20 Seiten weiß, wer der Killer ist, dann war es das.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (19:43)
Zu Muster, also zu stark im Muster. Ich habe gerade letztens ein Buch gelesen, was handwerklich gut geschrieben war. Also es war lesbar, es war fehlerfrei, es war ein guter Spannungsaufbau und so weiter. Und trotzdem hatte ich so das Gefühl, dass es total schematisch war und mir hat da so die, also
Ja, ich habe es seelenlos genannt. es war so, obwohl eine Autorin bestimmt auch viel Zeit und Seelereien investiert hat, es ist trotzdem so schematisch geblieben. Und da habe ich mich gefragt, was würdest du mit so einem Buch machen?
Andrea (20:31)
Also wenn mir sowas auffällt, dann würde ich das auch dazu sagen. Also dass es halt jetzt eben an der Stelle zum Beispiel zu sehr Schema F ist. Überleg dir doch, ob du nicht das und das probieren könntest, ob du nicht hier noch einen Schlenker einbauen könntest oder irgendwas in der Richtung. Also ich würde immer versuchen, eine Lösung zu finden. Es gibt für alles eine Lösung. Es gibt immer eine Möglichkeit, dieses Schematische zu verstecken oder das zu tarnen oder es weniger deutlich zu machen. Genau so wie ich auch sagen.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (20:40)
Mhm.
Mhm.
Mhm.
Andrea (21:00)
kann, wenn man von dem Schema ausbricht, kann es auch dem Buch sehr helfen. Es kommt immer sehr stark auf das jeweilige Buch an. Aber im Prinzip als Lektorin ist es so, du verbuddelst dich in dem Buch, du nimmst es komplett auseinander, innerlich, und du gibst halt dein Feedback ab. Du zeigst dem Autor auf, was er da gut gemacht was ist problematisch, wo kann er nachbessern, was kann er besser machen. Aber du musst dabei eben auch das Buch selber im Blick behalten. Also das Buch soll schon das Buch bleiben, aber
Jennifer Rolle (LustLektüre) (21:05)
Hmm.
Andrea (21:31)
Eben solche Schemata sollten nicht zu offensichtlich rauskommen, weil sonst denkt sich auch ein Leser, jetzt vielleicht mehr wie fünf Bücher im Jahr liest, dass der dann auch sagt, also ja, oder ganz genau erkennen kann, jetzt kommt gleich das und dann kommt gleich das und als nächstes passiert das. Das sollte halt einfach nicht passieren. Der Leser soll sich auf den Inhalt konzentrieren, auf die Charaktere, mitfühlen und soll nicht die Struktur erkennen.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (21:34)
Mhm.
Mhm. Das hatte ich schon dreimal.
Mhm. Mhm. Mhm. Mhm. Mhm.
Mhm.
Ich glaube, das ist ja ganz normal, dass man sich gewisser Erzählschemata bedient. Die Frage ist nur, wie man es dann umsetzt. Ist es trotzdem individuell umgesetzt, zum Mitfühlen umgesetzt? Ist es glaubwürdig irgendwo? Kommt es authentisch rüber? Das scheint manchmal gar nicht so einfach zu sein, wenn man sich solche Erzählmuster bedient.
Andrea (22:23)
Ja, also das Problem ist einfach, man sieht das bei allen Romanen. Man sieht es nicht nur bei Self Publisher, man sieht es auch teilweise bei Romanen aus großen Publikumsverlagen. Also es ist halt alles auch nicht so einfach. Es kommt auch immer darauf an, wie sehr man bereit ist, auch an dem Buch noch zu arbeiten.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (22:30)
Mhm.
Hmm.
Hmm.
Jetzt hast du ja eben schon erzählt, worauf du so achtest, wenn du eine Romance liest und lektorierst. Gibt es sonst irgendwelche Kriterien, wo du sagst, das macht für dich eine gute Romance aus?
Andrea (22:54)
Ja, also gerade wenn es zum Beispiel Spicy-Szenen gibt, da ist es, ich sage immer zu meinen Autoren, Hände zählen. Das ist, es klingt einfach total bescheuert, aber es stimmt. Weil es passiert so schnell, dass mal eine Hand, hier ist eine Hand, da ist plötzlich diese dritte Hand, die dann nur wieder woanders hingreift und denkt man sich, Seit wann hat der drei Hände? Also das ist halt so ein Problem. Also diese Spicy-Szene, die muss man sich halt ganz besonders genau angucken, weil dann auch ich als Lektorin, ich neige dann auch dazu, da mitzugehen.
Und dann muss ich auch wieder einen Schritt zurück und dann gucken, Hände zählen und dergleichen. Also es gibt halt immer so kleine Fallstricke oder ja, wie ich immer sage, man muss sich mit den Charakteren verlieben. Also es ist halt wichtig, dass man das so aufbaut, dass man es mitfühlen kann. Es ist zum Beispiel für mich auch immer ganz schwierig, wenn sich eben Charaktere noch angiften und fünf Seiten später ist es die große Liebe. Dann denke ich mir auch mal, wie soll das jetzt funktionieren?
Jennifer Rolle (LustLektüre) (23:41)
Mhm.
Wie kommt das jetzt?
Andrea (23:53)
Und klar soll ein Roman auch nicht so viele Füllseiten haben oder zu viel vor sich hin dümpeln. Aber man muss sich auch die Zeit nehmen, bestimmte Sachen einzuführen, darauf hinzuarbeiten. Wie gesagt, es kann nicht funktionieren, dass sie sich eben an die Kehle gehen und fünf Seiten später landen sie im Bett. Gut, das kann schon auch funktionieren, aber es ist immer ein bisschen komisch. Also ich sage es mal so, ich würde jetzt nicht mit einem ins Bett gehen, den ich widerlich finde. Und man muss halt...
Jennifer Rolle (LustLektüre) (24:13)
Mhm.
Andrea (24:23)
irgendwo gucken, dass man den Leser dann mitnimmt, dass der Leser das mitfühlen kann, dass der Leser das Gefühl hat, ja, das würde ich auch machen oder das kann ich verstehen. Es ist halt immer schwierig, wenn es recht abrupt oder recht plötzlich so was passiert.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (24:36)
Ja, okay, das beruhigt mich aber, dass du das auch so siehst, denn mir geht das auch manchmal ein bisschen zu schnell oder ist es... Man fragt sich irgendwie, wie die jetzt von A nach B gekommen sind oder auch das, was du erzählst mit den Spicy-Szenen. Da dachte ich, ich bin vielleicht bisschen zu kleinkariert, dass ich mir immer versuche, das vorzustellen und denke so, das ist doch anatomisch irgendwie gar nicht möglich. So lang können doch Ame gar nicht sein, oder?
Andrea (24:59)
Ganz genau, ganz genau. Das ist auch so ein klassisches
Problem, dass Sachen anatomisch eigentlich nicht möglich sind. es gibt auch eine nette Instagram-Seite, da zeichnet jemand Figuren und das ist oft der größten Unterschied. Also eher knapp 2 Meter sieh 160 und man sich dann auch so denkt... eben, eben. Und das macht die halt so schön bildlich deutlich, aber das ist eben auch so Problem im Buch. Oder auch ganz klassisch.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (25:13)
Jaja, genau, sie 1,60, überfragt, wie soll das funktionieren?
Andrea (25:27)
dass sich Autoren teilweise nicht aufschreiben, wie ihre Figuren aussehen. Dann hat er plötzlich mal grüne Augen, wenn er vorher nur blaue Augen hatte, oder?
Jennifer Rolle (LustLektüre) (25:32)
⁓
das ist aber schon ganz schön. Also mit Kleidungsstücken habe ich das schon gemerkt. Erst war das Kleid grün, dann war das Kleid auf einmal rot. Aber Augenfarben, das ist aber schon heikel.
Andrea (25:44)
Ja, wenn Sie versuchen, Synonyme zu finden für Farben, ist auch oft schwierig, weil manche glauben, sie wissen, was ein Wort bedeutet, wissen es aber eigentlich nicht. Dann ist zum Beispiel das Haar erst schokobraun, dann ist es karamell, dann ist es irgendwie samtigweich und samtigweich ist keine Farbe und solche Sachen. Also man muss da sehr
Jennifer Rolle (LustLektüre) (25:48)
Mhm. Mhm.
Mhm.
Mhm.
Mhm. Mhm.
Andrea (26:11)
sehr auf Kleinigkeiten auch teilweise achten, dass es halt dem Leser nicht auffällt. Also das Hauptziel im Prinzip ist es für einen Lektor, das aus dem Weg zu schaffen, was dem Leser negativ auffallen könnte.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (26:15)
Mhm.
Fallen dir denn noch weitere Romance, typische Romance-Fehler so ein?
Andrea (26:27)
Da gibt es so viele. Klassisch ist zum Beispiel, sie kennen sich kaum, aber es ist die große Liebe und sie wissen genau, es ist die große Liebe. Ja, Chemie gibt es natürlich. fühlt sich von jemandem angezogen, aber man weiß dann nicht, innerhalb von fünf Minuten ist es die große Liebe in der Regel. Man fühlt sich angezogen, dieses Gefühl, Oder man spürt die Chemie, man spürt die Funken fliegen. Oder ja, was auch so ein Klassiker ist.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (26:35)
Mhm.
Mhm.
Andrea (26:56)
wenn der Konflikt überspitzt, zum Höhepunkt kommt. eine Kleinigkeit wird dann mega aufgebrauscht und dann will man nie wieder mit dem anderen reden und wie kann der es wagen und dann fünf Seiten später wieder alles gut. Das sind halt so diese klassischen Probleme im Konfliktmanagement auch und auch in der Charakterentwicklung, dass halt auch sich zum Beispiel jemand ganz anders verhält. Also ein klassisches Beispiel.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (27:04)
Mhm, mhm. Mhm, mhm. Mhm.
Mhm, mhm, okay.
Andrea (27:24)
Der Protagonist ist immer total einfühlsam und verständnisvoll. Und dann kommt irgendwas mit dem Konflikt und plötzlich, nein, null Verständnis, gar nichts. Und harte Kante und die Protagonistin kommt betteln und der aber trotzdem, nein, du hast mich belogen oder was auch immer. Und dann denkt man sich, aber vorher war der so verständnisvoll. Wo kommt das her? Genau. Also das ist auch wieder Punkt Charakterentwicklung, aber auch Punkt Konfliktmanagement.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (27:26)
Mhm, mhm.
Mhm. Mhm.
passt nicht zusammen
Mmh.
Andrea (27:53)
Und viele Autoren wählen da gern den einfachen Ausweg, in Anführungszeichen, in dem es einfach dann einen großen Knall gibt und dann wird alles wieder zusammengebastelt. Aber das funktioniert halt auch nicht immer. Ein großer Knall kann für Drama sorgen, kann für Tränen bei den Lesern sorgen, aber er kann auch für Sorgen und das will man halt nicht als Autor oder auch als Leser.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (28:03)
Mhm.
Mmh, mmh.
Das
heißt, das Thema Glaubwürdigkeit steht da ganz oben als Überschrift, worauf du auch achtest und was sich auch häufiger als Thema erweist in den Büchern. Ich habe letztens eine Reihe gelesen von einer Autorin, die hervorragend geschrieben war, wo ich gut mitgekommen bin, das auch in sich schlüssig fand und so weiter.
Andrea (28:24)
Ja.
Ja, sehr, oft.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (28:46)
wo aber auf jeder Seite irgendein Flüchtigkeitsfehler war. Und ich hab mich gefragt, wie sowas zustande kommt.
Andrea (28:54)
Das passiert recht leicht. Also wir sind alle nur Menschen. Na, auch mir rutscht mal was durch. Ob ich jetzt Lektorat mache oder Korrektorat. Aber die Frage ist halt, wie viel rutscht durch. Und es gibt halt auch den Fall, dass an einer Stelle gespart wird. Also manche Autoren geben Geld für Lektorin aus, andere sparen dann wieder am Korrektorat. Manche geben auch nur Geld fürs Korrektorat aus und sparen am Lektor. Es ist teuer. Es ist teuer. Das verstehe ich auch. Aber...
Jennifer Rolle (LustLektüre) (29:03)
Hm.
Mhm.
Mhm. Mhm.
Andrea (29:21)
Wenn halt am Ende ein Buch rauskommt mit lauter Flüchtigkeitsfehlern, dann ist es halt auch einfach für den Leser blöd.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (29:27)
Das heißt, das Lektorat beinhaltet nicht das Korrektorat am Ende. Okay, das heißt...
Andrea (29:32)
Genau. Es sind
getrenntete Dienstleistungen. Das ist auch sehr, wichtig. Ich kann nicht, wenn ich schon zwei Runden Lektorat gemacht habe, also das Buch zwei bis drei Mal gelesen habe, dann kann ich nicht auch noch Korrektorat machen, weil ich es einfach nicht mehr sehe. Das funktioniert nicht. Ich werde dann auch betriebsblind, genauso wie der Autor weiß, was da stehen soll, weiß ich auch, was da stehen soll. Und dann sehe ich auch nicht mehr das fehlende T oder das N zu viel oder so.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (29:47)
Okay, ja.
Mhm. Mhm. Mhm.
Mhm.
Andrea (30:00)
Vieles erkennt man auf den ersten Blick, das fällt einem einfach ins Auge,
Jennifer Rolle (LustLektüre) (30:03)
Ja,
das erkenne ich auch. Ich habe ja meine eigene Rezensionsplattform und bei den Texten, die ich geschrieben habe, sehe ich das dann auch nicht mehr. Und ich habe ja niemanden, der das nochmal drüber liest. Ich habe mir jetzt zur Angewohnheit gemacht, erstmal ein paar Tage liegen zu lassen und das dann nochmal zu lesen, in der Hoffnung, dass ich dann wieder bisschen Abstand gewonnen habe zu dem Text.
Andrea (30:29)
Das mache ich auch. Ich lasse auch immer Zeit dazwischen verstreichen zwischen dem ersten und zweiten Durchgang. Oft nehme ich einfach noch ein anderes Buch dazwischen, wieder einen frischen Blick drauf zu haben. Das ist wichtig. Und bei meinen Rezensionen, da sind auch Fehler drin. Da sind manchmal sehr viele Fehler drin. Das ist einfach normal. Ich schreibe die ja auch so runter. Ich gucke die ja auch nicht mit meinem Lektorenaugen an. Ich denke mir auch einfach, das ist normal. Das ist menschlich.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (30:36)
Mhm. Mhm. Mhm. Mhm.
Ja.
Mhm.
Andrea (30:54)
Man kann auch nicht von Lektorin erwarten, dass sie immer alles fehlerfrei schreiben. Es kann uns genauso passieren, dass wir mal drei Sätze weiter im Kopf sind, bis die Finger hinterher tippen. Grad bei E-Mails kann uns auch passieren, dass da ganz komisches Zeug manchmal bei rauskommt. Aber in der Regel liest man halt auch nochmal drüber und findet dann diese Fehler selber. Aber denkt sich dann, ⁓ Gott, was hab ich da gemacht? Genauso wie man auch teilweise sehr kuriose Tippfehler auch in Romanen findet. Wo halt die Finger schneller waren, als mal gucken konnte.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (31:07)
Ja.
Ja.
Andrea (31:22)
Na, das gehört alles dazu.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (31:23)
Und würdest du denn sagen, dass das Lektorat einer Romance was ganz anderes ist als eines Krimis? Du hast schon gesagt, beim Thriller muss man mehr aufpassen und sich vielleicht noch bestimmte Aspekte des Plots notieren, ⁓ zu gucken, ob es da auch keine Lücken gibt oder irgendwas unlogisch ist. Gibt es noch weitere Unterschiede?
Andrea (31:49)
Jedes Genre hat seine Eigenheiten, kann man sagen. Also bei Romance ist es einfach ganz, ganz wichtig. Romances sind charaktergetragene Geschichten. Es geht da überwiegend wirklich nur die Charaktere, ⁓ ihre Entwicklung, Verhalten, ihr ineinander verlieben. Und bei anderen Genres wird es mehr Plot getragen. Also da gibt es eine übergreifende Handlung, die dann sehr wichtig ist. Also zum Beispiel jetzt eine Ermittlung oder
Jennifer Rolle (LustLektüre) (31:51)
Mhm.
Mhm.
Andrea (32:18)
Bei Science Fiction wird sehr viel erklärt, sehr viel erzählt mit Technik und dergleichen. Da muss man eben auch aufpassen, dass das stimmig ist. Es kommt halt einfach wirklich darauf an, in welche Richtung geht das Buch und jedes Genre hat seine Eigenarten und seine Besonderheiten. Aber das macht es eben auch dann wieder spannend. Dass man nicht immer nur dasselbe Genre macht, sondern dass man auch verschiedene Genres macht, ⁓ sich einfach fit zu halten und darauf zu achten, dass man halt nicht zu sehr im Alltagstrott
Jennifer Rolle (LustLektüre) (32:23)
Mhm.
Mhm.
Mhm.
Mhm.
Andrea (32:47)
hängen bleibt und immer alles gleich macht.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (32:50)
Gibt es denn auch Genres, die du ablehnst zu lektorieren?
Andrea (32:53)
Also Horror mache ich nicht, ich bin ein Schisser. Wenn ich das so lektoriere, dann bringt das nicht wirklich viel. Ja, oder wo ich auch sehr vorsichtig bin, ist High Fantasy. Weil ich oft dann selber Probleme habe, mich in dieser Welt zurechtzufinden. Das kommt dann wieder drauf an. wenn es jetzt in Richtung Romantasy geht, fällt es mir leichter. Wenn es jetzt bloß ein High Fantasy Opus ist in Richtung Herr der Ringe, dann bin ich raus.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (32:55)
Mhm.
Das wird wohl nix.
Mhm.
Okay.
Mhm.
Mhm.
Okay.
Andrea (33:23)
weil ich da selber oft das Problem habe, es wird mir zu kompliziert, es wird mir zu viel und ich habe dann das Gefühl, ich sehe den Roman vor lauter Handlungssträngen nicht mehr und im Prinzip sage ich immer so, man lektoriert das, was man auch selber liest. Und wenn mir was als Leser schon nicht gefällt, dann bringt es nichts, das als Lektor zu machen. Man muss sich ja auch in dem Genre auskennen, man muss ja auch wissen, was sind die aktuellen Trends. Deswegen muss man auch als Lektor sehr viel lesen.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (33:33)
Okay.
Mhm, mhm, mhm.
Mhm.
Stimmt,
Andrea (33:53)
Man
muss ja wissen, was geht gerade ab in der Buchbubble. Dass man halt, wenn man ein Buch vor sich hat, dass jetzt, ich sag es mal, nehmen wir Fourth Wing. Das war ja so ein Riesenerfolg. Und wenn man jetzt da ein Buch vor sich hat, das im Prinzip Fourth Wing 2.0 ist, dann muss man das auch erkennen können. Dann muss man auch dem Auto sagen, du, das ist aber sehr, sehr ähnlich. Ich würde dir vorschlagen, vielleicht noch ein bisschen was anders zu machen. Also man muss es erkennen können. Man kann auch nicht erwarten, dass jeder Autor jedes Buch gelesen hat. Ganz klar.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (34:00)
Mhm. Ja.
Mhm, mhm. Mhm.
Mhm.
Mhm. Mhm.
Mhm.
Andrea (34:22)
Aber schon so ungefähr die Trends mitkriegen. Welche Bücher sind gerade gehyped? Worum geht es da ungefähr? Dass man das auch erkennen kann, dass man auch zum Beispiel mitbekommt, will ein Autor gerade auf dem Zug aufspringen. Dass man das dem Autor aber auch sagen kann, du, gibt es aber gerade viele Bücher in die Richtung, bist du sicher, dass du das machen willst? Dann muss der Autor halt entscheiden, ja, er will mit dem Strom schwimmen, er will eines von vielen Büchern, aber dafür halt im aktuellen Trend und deswegen vielleicht erfolgreich. Oder will er sich gerade absichtlich von dem Trend abheben?
Jennifer Rolle (LustLektüre) (34:28)
Mhm.
Mhm. Mhm.
Mmh, mmh.
jetzt hast du schon gesagt, es gibt Autoren, die vielleicht nicht so gut mit Kritik umgehen können, andere sind sehr dankbar. Wie läuft denn da normalerweise die Kommunikation zwischen dir und den Autorinnen und Autoren? Ist das alles rein schriftlich oder wie macht ihr das? Wie bringst du dein Feedback rüber? Ich habe jetzt schon verstanden, meistens eher so in...
Änderung verfolgen Modus im Dokument. Aber gibt es dann auch noch Gespräche darüber? Wie ist das?
Andrea (35:20)
ist ganz unterschiedlich. Also mit manchen Autoren mache ich dann auch Zoom Meetings und bespreche dann mit ihnen Face to Face bestimmte Sachen. anderen Autoren telefoniere ich auch. Es gibt auch teilweise welche, mit denen ich über WhatsApp schreibe. Es ist ganz unterschiedlich. Manchmal schicke ich auch eine E-Mail. Es kommt immer drauf an. Also gerade bei Jungautoren oder Neuautoren schlage ich auch immer vor, dass man teilweise arbeitet, also dass man den Roman unterteilt, dass ich dann immer zu einem bestimmten Teil Feedback geben kann.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (35:28)
Mhm.
Mhm. Mhm.
Mhm.
Mhm.
Andrea (35:49)
Oder wenn mir was Großes auffällt, dann schreibe ich auch mal einen Autor an und sage, da ist mir was aufgefallen, da müssen wir noch mal ran. Das ist jetzt keine Kleinigkeit. Aber was mir halt sehr wichtig ist, ist, dass wir auf Augenhöhe kommunizieren. Ich mache Vorschläge, mehr nicht. Okay, gut, manche muss ich meine innere Domina auch rausholen und sagen, das muss man aber so machen. Also jetzt gerade wenn es zum Beispiel den Genitiv geht, wenn der Genitiv sein muss, dann muss er sein. Aber...
Jennifer Rolle (LustLektüre) (35:55)
Mhm.
Mhm. Mhm. Mhm.
Da sprichst du gleich zwei Themen an, die ich dich noch fragen wollte. Bleibe gleich mal beim letzten Thema. Ich habe so das Gefühl, dass der Genitiv, den gibt es eigentlich gar nicht mehr. Und das tut mir jedes Mal, wenn ich an so eine Stelle komme, körperlich weh, das lesen zu müssen. Gibt es da so eine geheime Vereinbarung, das unter den Tisch fallen zu lassen, weil das nicht mehr so gesprochen wird oder wie ist das?
Andrea (36:44)
Eigentlich nicht. Also wir Lektoren sind eigentlich so Verfechter des Genitivs. Wir versuchen ihn vom Aussterben zu bewahren. Ich sag auch immer, der Genitiv beißt nicht, er tut euch nichts. Früher war der Genitiv öfter bemüht, weil man versucht hat eine schöne, eine literarische Sprache zu führen in der Literatur. Heute versucht man eher in Richtung Umgangssprache. Gerade bei Romantasy oder bei New Adult. soll halt einfach für den Leser verständlich sein.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (37:02)
Mhm.
Andrea (37:13)
Ich sage, die gute Mischung macht es. Wenn man jetzt jedes Mal den Genitiv bemüht, dann klingt es zu steif. Es klingt zu Bildungsbürgertum. Und dann denkt sich auch der Leser, uuuh. Es geht einfach darum, dass man das variiert. Aber ich finde, es gibt bestimmte Stellen, da muss der Genitiv rein. Alles andere klingt einfach falsch. Also wenn jetzt der eine zum Beispiel sagt, der Sarah ihr Auto ist rot. Autsch.
Das schreibe ich dann auch mal in den Kommentaren, der Genitiv weint gerade.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (37:49)
Hahahaha
Andrea (37:52)
Jetzt muss ich mal die Lektorin auspacken und sagen, du, das musst du jetzt aber so machen.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (37:56)
Aber wenn ich dir jetzt so
zuhöre, dann lässt du es durchaus auch schon mal durchgehen, dass da eben der Dativ steht und nicht der Genitiv, weil du sagst, halt ein bisschen flüssiger zu lesen, weil es ein bisschen umgangssprachlicher ist und dann gibt es andere Situationen, wo du sagst, aber hier jetzt muss einfach. Verstehe, okay.
Andrea (38:12)
Ja,
man muss halt einfach immer gucken, in welchem Genre ist man unterwegs. Also wenn jetzt einer den neuen deutschen Literaturpreis Roman schreibt, dann darf man gern den Genitiv öfter benutzen. Aber wenn jetzt einer da einen Roman schreibt, der, ich sag es mal, für 14-Jährige vielleicht auch gedacht ist, also für die jungen Erwachsenen, dann darf man die auch nicht überfordern jetzt mit Genitiv hier und Genitiv da und Genitiv dort.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (38:16)
Mhm.
Andrea (38:41)
und die dann einfach die ganze Zeit so denken, ich verstehe das aber nicht. Man muss immer fürs Zielpublikum arbeiten.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (38:48)
Das andere, du eben noch angesprochen hattest, dass du vielleicht auch mal einen größeren Eingriff vorzuschlagen hast, ist das schon mal passiert? wo es wirklich, ja oft sogar, okay. Und wie gehen die Autoren denn damit Also das stelle ich mir ganz schön schwierig vor, das anzunehmen.
Andrea (38:59)
oft.
Ja.
Ganz unterschiedlich, ganz unterschiedlich. Also manche nehmen das gerne an. Manche sehen sofort das Potential dieser Idee, nehmen das sofort an. Andere müssen drüber schlafen. Andere diskutieren auch mit mir. Und manche andere sagen auch, ne, das will ich einfach nicht. Und es ist auch ihr Recht. Ich mache nur Vorschläge. Ich sage, was meiner Meinung nach dem Buch guttun würde, wovon das Buch meiner Meinung nach profitieren würde. Wenn der Autor aber der Meinung ist, nö, will ich nicht, passt nicht.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (39:13)
Mhm. Mhm.
Mhm.
Mhm. Mhm. Klasse. Ja, Buch.
Mh.
Andrea (39:38)
Es ist sein Buch. Der Auto hat das letzte Wort.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (39:41)
Und du machst auch richtig konkrete Vorschläge. Du sagst nicht nur, das passt so nicht, sondern du sagst auch, wie derjenige das Alternativ schreiben könnte oder was er da entwickeln könnte.
Andrea (39:52)
Ja, also ich bin halt wie gesagt eine sehr kommunikative Lektorin. Ich mache immer sehr, sehr viele Vorschläge, weil ich einfach auch so bin. kann es nicht bei mir behalten. Das ist einfach so. muss raus. Und ich mache dann immer sehr, sehr konkrete Vorschläge. Ich habe auch schon bei manchen Autoren gesagt, du, da könnte jetzt noch eine Szene rein. Da könnte das und das passieren. Da könnte der und der das und das machen. wo ich dann wirklich sehr konkret auch werde. Und das
Jennifer Rolle (LustLektüre) (40:01)
Hehehehe
Mhm, mhm. Mhm, mhm.
Du schreibst auch selbst, oder?
Andrea (40:16)
Ja, aber ich habe noch keinen Roman veröffentlicht. Ich habe nur Gedichtbände geschrieben bis jetzt und Kinderbücher geschrieben, aber die sind nicht veröffentlicht. Aber ich sitze zum Beispiel auch aktuell in der Co-Autorenschaft eines Science-Fiction-Buches. Also ich schreibe auch selbst und es hilft auch, wenn man selbst schreibt. Aber es ist auch einfach so, man muss beim Autor bleiben.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (40:19)
Mhm. Mhm.
Mhm.
Cool.
Andrea (40:41)
man muss halt einfach immer gucken, dass es zum Buch und zum Autor passt.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (40:44)
Ja, aber ich könnte mir schon vorstellen,
dass man ein bisschen mehr Empathie vielleicht hat für das, wie der Autor oder welche Hindernisse der Autor so stößt oder was in dessen Kopf vorgegangen ist, wenn man selber auch schreibt und vielleicht ähnliches erlebt.
Andrea (41:00)
Ja, man weiß halt einfach, manche Sachen sind nicht so leicht. Aber es ist allgemein sehr wichtig, also als Lektor, ich sag immer, ich muss eine Mischung sein aus Nanny und Domina. Das klingt immer ein bisschen blöd, aber ich muss die Autoren an die Hand nehmen können und ihnen helfen können und ihnen Sachen auch erklären können und beibringen können. Ich muss aber auch manchmal Machtwort sprechen. Selten, aber es kann vorkommen. Also wenn jetzt ein Autor zum Beispiel irgendeine sprachliche Eigenart hat, die aber eigentlich gar nicht geht, die grammatikalisch komplett falsch ist, dann sag ich auch du...
Jennifer Rolle (LustLektüre) (41:09)
Hahaha
Mhm. Mhm.
Mhm.
Andrea (41:30)
Jetzt so als Lektorin müsste ich eigentlich sagen, lass das. Wenn dann der Autor sagt ist aber meine sprachliche Eigenheit, soll da rein. Ist eine Entscheidung.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (41:33)
Mhm.
Ja klar, kann nicht mehr machen als Feedback zu geben.
Andrea (41:44)
Eben.
ich gehe da nicht hin und zerpflückt das ganze Buch und sage dann hinterher so, Job erledigt, jetzt mach was draus. Sondern ich weiß genau, wie schwierig es ist, Kritik anzunehmen.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (41:49)
Mhm.
Andrea (41:55)
man muss versuchen, das so rüber zu bringen, dass der andere versteht, wo es herkommt. Also es ist nicht einfach nur
Die sagt das jetzt so, sondern dass es halt einfach auch einen Grund dafür gibt, unter anderem den Grund erkennt.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (42:06)
Klar.
Das ist mir auch bei meinen Rezensionen immer wichtig, dass ich versuche zu erklären, warum mir was gefallen hat oder warum mir etwas nicht gefallen hat, das möglichst sachlich zu machen. Ich finde das furchtbar, wenn Bücher einfach so zerrissen werden und einfach nur als schlecht bezeichnet werden. Das wird, glaube ich, der Arbeit, in so einem Buch drin steckt, auch nicht gerecht und ist nicht fair den Autorinnen und Autoren gegenüber. Was macht dir denn an deinem Beruf am meisten Spaß und was ist für dich die größte Herausforderung?
Andrea (42:35)
Also was mir am allermeisten Spaß macht, sind die Geschichten selbst. Also dass ich da quasi, ja man kann es immer so salopp sagen, fürs Lesen bezahlt werde. Es ist mehr wie Lesen, aber es sind Geschichten und ich liebe Geschichten, ich liebe es zu lesen, ich liebe Bücher, ich liebe Charaktere und das ist das Schöne an meinem Beruf, dass ich da halt eintauchen kann und dass ich helfen kann, ein Buch noch besser zu machen. Mein Ziel ist immer, das Buch soll jemandes Lieblingsbuch werden.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (43:02)
Mhm.
Andrea (43:04)
Da einen Anteil dran zu haben, da mithelfen zu dürfen, das liebe ich einfach. Das ist für mich das Tollste, das Beste, der Grund, warum ich es immer weiter mache, auch wenn es manchmal schwierig ist, das lässt mich dranbleiben. Und die größte Herausforderung ist im Prinzip auch wieder das, was ich schon die ganze Zeit sage, die Zusammenarbeit, dass man einfach versucht, den Weg zu finden, der für beide funktioniert. ⁓
Ganz persönlich für mich ist auch jedes Mal eine große Herausforderung, wenn ein Charakter stirbt. Ja, ich bin dann auch so jemand, ich heule dann auch mal eine halbe Stunde. Und dann kriegt auch mein Autor von mir so eine Meldung, das war gemein, ich bin grad bei Kapitel So und So, das war echt fies. Und das kommt auch immer wieder vor, das gehört auch zum Job. Es ist allgemein halt die große Herausforderung immer, das Versuchen...
Jennifer Rolle (LustLektüre) (43:37)
⁓
ehrlich nachvollziehen.
Andrea (44:00)
dass der Autor aus meinen Kommentaren so viel rausziehen kann und so viel für sich und für sein Buch lernen kann, dass das Buch auf die nächste Ebene gehoben wird.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (44:07)
Aber das mit was du sagst, auch mit dem Charakter ermorden. Eine Autorin schrieb letztens in einem Instagram-Artikel, never kill the cat. Das ist ein absoluter Dealbreaker, offensichtlich, mit der Leserschaft.
Andrea (44:19)
Ja.
Katze und Hund nicht töten, das kommt gar nicht gut an. Es gibt ja auch extra zum Beispiel eine Webseite für Filme. Does the dog live heißt die, also überlebt der Hund. Das ist für Bücher auch sehr, sehr wichtig. Gerade Haustiere bloß nicht. Haustiere müssen immer überleben.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (44:28)
Kommt nicht gut an.
Wollt ihr das nicht sagen?
Finger
weg von den Haustieren!
ist
Andrea (44:55)
Also es ist halt einfach, es sind sehr viele Emotionen mit Büchern verknüpft und das ist auch das Wichtige. Man muss die Emotionen reinbringen. Ich sag auch oft, dass ich zum Beispiel einen Sack voll Emotionen über ein Buch ausschütte. Man muss mitfühlen können.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (45:03)
Mhm.
Mhm, mhm. Mhm,
ja, ja, Sehe ich auch so. Sag mal, kannst du eigentlich noch abschalten? Du sagst, du musst ja auch viel lesen als Lektorin, am Puls der Zeit zu bleiben. Aber kannst du das noch so richtig genießen oder bist du dann auch immer so mit deinen Lektorenaugen da drüber und guckst da, wie das Buch geschrieben ist und so weiter?
Andrea (45:32)
kommt drauf an. Also wenn ein Buch richtig richtig gut ist, dann reißt es mich mit, ohne dass mir nebenbei zu viel auffällt. Aber es kann mir auch passieren, wenn ich jetzt in einem Buch zum Beispiel irgendwo hängen bleibe wegen irgendwas. Da ist jetzt eine Namensverwechslung, was ich übrigens ganz ganz furchtbar finde, oder halt irgendwas anderes, was halt einfach stört und was mich dann so ein bisschen rausschmeißt, dann wieder rein finden, ohne dass ich nur noch Fehler sehe, ist schwer.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (45:46)
Mhm. Mhm.
Mhm, mhm, mhm, mhm.
Andrea (45:57)
Oder gerade bei Krimis. Also ich lese zum Beispiel kaum noch Krimis und Thriller, weil ich sie einfach so früh errate. Und das ist dann auch so eine Sache. Also wie gesagt, ich nach 20 Seiten weit weiter Killer ist, dann bringt das nicht mehr wirklich viel.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (46:03)
Mhm.
Bringst
nicht
Andrea (46:11)
Ist auch genauso, wie du schon gesagt hast, mit der Struktur. Wenn man die Struktur zu deutlich erkennen kann, dann kann ich sie nicht nicht sehen. Also das sind halt so Sachen. Oder manchmal fällt es mir halt dann auf, ach, da wird jetzt der Konflikt in Stellung gebracht. Oder, ach, gleich passiert's. Fünf, vier, drei, zwei, eins, da haben wir die Explosion.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (46:15)
Nein Nein Nein
Ja, die
eifersüchtige Ex-Geliebte kommt mir in letzter Zeit ein bisschen zu häufig vor in solchen Büchern.
Andrea (46:36)
Es gibt
immer so Rudelbildung, wenn ich das. Sachen, halt gerade sehr beliebt sind. Oder was ich halt persönlich überhaupt nicht abkann, ist dieses, ich verlasse dich, weil es das Beste für dich ist. Weil ich ja weiß, was für dich das Beste ist. Und ich hab dich ja davor... Ich hab dich ja davor bewahrt, verletzt zu werden. Ja, du hast mir grad das Herz gebrochen. Hallo? Also so Geschichten. Sondern halt auch wieder so problematisch.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (46:41)
Mhm.
Ja. Break up to save him or her.
Ja, ja, ja, ja, es ist völlig anerbischen.
Andrea (47:06)
Aber wie gesagt, ich kann noch zur Entspannung lesen, aber ab und an springt dann halt schon der Lektorin-Sinn an und manchmal ist es gut, wo man dann etwas erkennt, wo man sich denkt, das ist aber schön gemacht. Manchmal ist es aber auch dann blöd, wenn es dann so was ist, und ach, muss das jetzt sein, ich weiß genau, was jetzt als nächstes passiert.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (47:19)
Mhm.
Andrea (47:26)
Wenn es halt zu vorhersehbar ist, ist es halt immer blöd.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (47:28)
Gibt's denn, jetzt hast du schon gesagt, es gibt bestimmte Muster, die dir jetzt langsam schon bisschen auf die Nerven gehen. Hast du denn auch Lieblingsmuster, Lieblings-Romance-Trope?
Andrea (47:41)
Also ich persönlich, ich habe immer ein Herz für Grumpy und Sunshine. Ich mag die einfach, ich mag das ganz gerne. Ich finde es aber auch toll, wenn es zum Beispiel umgekehrt ist, also wenn sie mal der Grumpy ist oder er der Sunshine. Es ist zwar, es ist meistens so, dass sie der Sunshine ist und er der Grumpy, aber wenn man es mal umgedreht hat, ist es auch ganz süß. Also ich mag es vor allem, wenn ich überrascht werde. Also wenn jetzt mal was Ungewöhnliches passiert. Ich habe mal ein Buch gelesen, da ging es ⁓ eine Autorin.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (47:45)
Ich mag das auch gern, ja.
Mhm.
Mhm. Mhm. Mhm.
Mhm. Mhm.
Andrea (48:11)
die mit einem Bauunternehmer zusammengekommen ist und sie hat immer mit Gummipuppen ihre expliziten Szenen geübt, ob das anatomisch passt und er ist da mal reingeplatzt und dann so, was machst du da? Und sie so, es ist nicht so wie es aussieht. Also so Sachen, so Sachen wo man auch lachen muss. Eben.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (48:33)
Lustig oder kann man so viel draus machen? Ja, das ist toll, tolle Idee, ja.
Andrea (48:39)
Also allgemein, ich mag es einfach, wenn es ungewöhnlich wird, wenn es mich überrascht, wenn es was Neues ist. Na klar, niemand kann das Rad neu erfinden, aber man kann halt einfach so Wendungen bringen oder so Sachen bringen, die halt dann auch mal anders sind. Also mein Plädoyer ist halt auch immer für alle Autoren, traut euch neue Wege zu gehen.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (48:43)
Mhm. Mhm. Mhm.
Mhm. Mhm. Mhm.
Absolut, Und sag mal, du liest sehr viel, du bist Lektorin, also du bist ja sehr, wie soll ich sagen, sehr gut im Bilde über den Markt. Gibt es einen Titel, den du besonders empfehlen kannst im Romans Genre? Hast du selbst einen Lieblingstitel, den du hier mit uns teilen kannst?
Andrea (49:24)
das ist gemein, ich kann doch nur ein Buch nennen.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (49:26)
Ich sieh's nicht.
Kannst auch zwei ich bin ja nicht so.
Andrea (49:31)
Also es gibt immer welche, die einen besonders berühren oder die einen besonders mitnehmen. Es gibt auch so Dauerbrenner. Also was bei mir immer geht, ist die Edelstein-Trilogie von Kerstin Gier. Also das ist eine Reihe, die liebe ich einfach heiß und ähnlich. Ich finde die einfach so toll gemacht. Man kann so mit der Protagonistin mitgehen und man kann die Charaktere so gut fühlen. Also das ist auch eine Reihe, die kann ich jedem immer nur ans Herz legen. Nett harmlos kann man auch sagen, obwohl es auch Drama gibt, aber...
Jennifer Rolle (LustLektüre) (49:37)
Mhm.
Mhm.
Andrea (49:59)
immer auch so ein bisschen mit so einem zwinkernden Auge. Die Charaktere nehmen sich selbst nicht so ernst, das ist immer
Jennifer Rolle (LustLektüre) (50:02)
Mhm.
Andrea (50:07)
Irgendwas mit Butterflies. Give me Butterflies. Ha!
Also, ja, jetzt im Romantasy-Bereich oder Romance-Bereich, also wenn es ein bisschen härter sein darf, ich fand Black and Blade richtig toll. Das ist heftig, Buch, aber es ist auch wieder was ganz anderes. Man muss den Anfang akzeptieren können, was einem vorgeworfen wird, also vor die Füße geschmissen wird, aber dann ist es unheimlich mit der Sogwirkung. Ich konnte es wirklich nicht aus der Hand legen. Kein bisschen.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (50:22)
Mhm.
Mhm.
Mhm. Okay.
Andrea (50:43)
Und jetzt im Bereich Romance fand ich Give me Butterflies total schön. Oder was für mich auch so ein Allzeit hoch ist, ist das erste Buch von Ali Hazelwood. Das ist so schön. Das ist so, so, so, so schön. Also dieses Buch werde ich auch für immer lieben. Ich habe auch so ein Herz und bisschen für diese Naturwissenschaftsfrauen.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (50:46)
Mhm.
Andrea (51:12)
Und ich finde es allgemein auch immer so süß, wenn man so einen Nerd in seiner natürlichen Umgebung sieht. gibt auch so bisschen bei Give Me Butterflies sind auch so bisschen die Nerds am Start. Also ich habe auch so ein Herz für Nerds. das ist einfach dann so schön, weil die halt dann auch teilweise halt wirklich sehr eigen sind. Und dann sieht, wie sich so ein Nerd verliebt und die die Liebesprache dann von dem Nerd ja teilweise ganz anders ist.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (51:18)
Haha.
Ja, Gleiche ist bei mir.
Mhm.
Mhm.
Andrea (51:40)
Das
haben wir auch mit sehr abenteuerlichen Vergleichen. Aber das ist einfach schön. Das ist einfach was für die Seele. Es gibt auch so schöne Bücher. Zuletzt hat mir auch z.B. About Happens at the Lake sehr gefallen von Vi Keeland Wobei die Wendung nicht unbedingt meins war, aber ansonsten fand ich es wirklich richtig toll. Ich könnte stundenlang, du weißt stundenlang...
Jennifer Rolle (LustLektüre) (52:04)
Ja,
machen wir hier mal einen Cut, wollen wir unsere Hörerinnen und Hörer nicht überfordern. Da jetzt schon ein paar super Empfehlungen dabei, auch für mich. Der Markt ist ja riesig, man kommt ja gar nicht so schnell hinterher, wie Dinge veröffentlicht werden. Aber vielleicht tue ich mir das ein oder andere davon auch mal an.
Andrea (52:18)
Mhm.
Ja, also wenn du mal was mit etwas mehr Spannung zum Beispiel auch dran haben möchtest. Zuletzt ist auch ein Buch erschienen, Fragile. Niemand kennt dich so wie ich. Das fand ich auch extrem gut. Das hatte so diese Romantik Suspense richtig gut gemacht.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (52:27)
Vielen
Mhm. Mhm. Mhm.
das mag ich gerne. Ich komme ja eigentlich mal vom Krimi.
Ich habe früher nur Krimis konsumiert und bin darüber, über Karen Rose, dann in diese Romantic Schiene oder Romance Schiene reingekommen. Aber ich muss sagen, dass bisher Autorinnen und Autoren, die von mich Romance schreiben und dann versuchen, Suspense Faktor mit reinzubringen und Crime und solche Sachen.
Andrea (52:50)
Mhm.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (53:06)
Das gelingt ihnen häufig nicht so gut oder es ist nicht gut genug geplottet häufig, dass man richtig einen tollen Fall hat, der auch gut aufgeschlüsselt wird oder gut ermittelt wird über das Buch hinweg.
Andrea (53:20)
Ja, das Beispiel ist auch zum Beispiel Nora Roberts. Sie schreibt so schöne Romance, aber auch teilweise sehr, sehr, sehr, sehr schöne Romance mit Krimianteil. Aber auch nicht jedes Buch ist da jetzt wieder mein Liebling.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (53:25)
Mhm.
Mhm.
Naja, das ist ja auch, glaube ich, normal, dass man nicht immer alle Bücher
von einer Autorin oder einem Autoren mag. Okay. Mensch, Andrea, das sind ja ganz tolle Einblicke, die du uns hier heute gegeben hast in deinen Beruf und in das Genre und deiner Sichtweisen auf das Genre auch. Angenommen, man würde dich jetzt als Lektorin engagieren wollen. Wie kann man dich denn erreichen?
Andrea (54:02)
Ja, also ich habe eine Webseite. Lektorat, Feder und und Eselsohr. Und da kann man dann immer gucken, ob das, was da steht, einen überhaupt schon anspricht. Also es kann ja auch sein, dass wenn man da schon liest die Texte von mir, dass man sich dann schon denkt, okay, nee, besser nicht. Aber wenn diese erste Hürde genommen ist, also wenn ich euch nicht schon mit den Webseitentexten abschrecke, dann könnt ihr mich gerne anschreiben, wenn ihr ein Projekt habt, was ansteht.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (54:04)
Mhm. Mhm.
Mhm.
Okay?
Andrea (54:31)
Was man nur dazu sagen muss, viele Lektoren, ich auch, sind schon auf ein paar Monate ausgebucht. das ist auch immer noch mal so ein Faktor. Aber davon abgesehen, ich liebe Bücher, ich liebe Geschichten. Her damit!
Jennifer Rolle (LustLektüre) (54:43)
Super!
Darfst du schon verraten, woran du gerade arbeitest oder ist das noch geheim?
Andrea (54:49)
Gerade arbeite ich an dem zweiten Band einer Autorin, die mit Krimis angefangen hat, in etwas reiferem Alter und ich bin sehr sehr stolz auf die Entwicklung, die sie hinlegt von Buch zu Buch und ich freue mich auch extrem über dieses Projekt und ich habe es reingequetscht, obwohl ich eigentlich keine Zeit hätte. Das sagt eigentlich schon alles.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (54:58)
Mhm.
Mhm.
Leidenschaft.
Andrea (55:15)
Deswegen, also ich bin unheimlich dankbar auch wirklich, dass ich so viele Geschichten entdecken darf, so vielen Autoren helfen darf. Das ist das Schöne an dem Job.
Jennifer Rolle (LustLektüre) (55:26)
Bestimmt ein toller Job, auf jeden Fall. Dann ganz, ganz lieben Dank für deine Zeit, für die Insights und weiterhin ganz viel Spaß beim Lesen, beim Lektorieren und dabei den Geschichten noch so den letzten Schliff zu geben.
Andrea (55:42)
Hoffentlich.